“Wir konzentrieren uns oft auf viele dringende, aber unnötige Dinge, wir kümmern uns und sorgen uns um viele zweitrangige Dinge; und vielleicht vernachlässigen wir, ohne es zu merken, das, was am meisten zählt, und lassen zu, dass unsere Liebe zu Gott allmählich abkühlt, nach und nach erkaltet. Heute bietet uns Jesus die Arznei dafür an, einen lau gewordenen Glauben wieder zu erwärmen. Und um welche Arznei handelt es sich dabei? Um das Gebet. Das Gebet ist die Medizin des Glaubens, das Stärkungsmittel für die Seele. Es muss jedoch ein unablässiges Gebet sein. Wenn wir eine Therapie befolgen müssen, um gesund zu werden, dann ist es wichtig, sie gut zu befolgen, die Medikamente auf die richtige Art und Weise und zur richtigen Zeit, mit Beständigkeit und Regelmäßigkeit einzunehmen. Das ist in allen Bereichen des Lebens angebracht. Denken wir etwa an eine Pflanze, die wir im Haus haben: wir müssen sie jeden Tag regelmäßig gießen, wir können sie nicht wässern und dann wochenlang ohne Wasser lassen! Das gilt erst recht für das Gebet: man lebt nicht nur von starken Momenten oder intensiven Begegnungen, um dann »in den Winterschlaf zu fallen«. Unser Glaube wird verdorren. Wir brauchen das tägliche Wasser des Gebets, es braucht eine Zeit, die Gott gewidmet wird, damit er in unsere Zeit, in unsere Geschichte eintreten kann; ständige Momente, in denen wir ihm unser Herz öffnen, damit er jeden Tag Liebe, Frieden, Freude, Kraft, Hoffnung in uns gießen kann; dass er also unseren Glauben nähren kann.”
Papst Franziskus beim Angelus am 16.10.2022